Systemische Fragen zu stellen sind ein mächtiges Werkzeug um eine andere Perspektive zu bekommen. Es gibt verschiedene Arten systemischer Fragen:
Hypothetische Fragen
Zwischen dem Fragenden und dem Gefragten wird eine hypothetische Situation eingefügt. Das hat verschiedene Vorteile:
- Die Vorstellung wird angeregt. Das fördert die (Selbst-)Reflexion.
- Der Bezug zur Realität veranschaulicht um was es konkret geht mit der Frage.
- Der Gefragte offenbart ein Stück von sich, wenn er antwortet.
Zirkuläre Fragen
Statt einer hypothetischen Situation wird eine weitere Person eingeführt.
Ein Beispiel:
Eine Klientin beklagte sich darüber, dass sie bei einer ursprünglich gemeinsam geplanten Aktion nicht mehr mit ihrer Partnerin zusammenarbeiten kann. Das sah am Anfang ganz anders aus. Beide waren ganz euphorisch gewesen und plötzlich dieser Umschwung.
„Wie würde denn Ihre Partnerin diese Situation beurteilen?“, stelle ich die zirkuläre Frage. „Das weiß ich nicht. Ich werde sie nicht mehr ansprechen!“. Das ist eine überraschende Wendung. „Warum denn nicht? Gab es Ärger?“, frage ich und plötzlich fließen Tränen. „Sie hat einfach nicht geantwortet auf meine letzte Nachricht und zu Kreuze kriechen werde ich nicht!“
Es stellt sich heraus, dass die Klientin aufgrund der Erziehung einen starken Glaubenssatz entwickelt hat, vereinfacht ungefähr so „Man verliert nicht das Gesicht!“. Damit ist gemeint, dass man nicht um etwas bittet oder sogar bettelt.
„Wollen Sie, dass wir uns diesen Glaubenssatz etwas genauer anschauen. Er könnte Sie ja auch in anderen Situationen behindern?“, schlage ich vor.
Die Klientin stimmt zu und wir vereinbaren einige Stunden um diesem Glaubenssatz auf die Spur zu kommen und ihm die Bedeutung zu nehmen.
Nachsatz: das Gespräch hat insofern einen überraschenden Verlauf genommen als es nicht mehr um das Verhältnis der Klientin zu ihrer Partnerin ging – das System – sondern um die persönliche Sicht der Klientin ‚auf die Welt‘, die durch den Glaubenssatz beeinflusst wurde.
Skalierende Fragen
Verschiedene Aussagen oder Aussagen oder Personen oder Sachen werden in eine Reihenfolge gebracht.
Das hat die Auswirkung, dass
- die befragte Person sich darüber klar wird, was wichtiger bzw. weniger wichtig ist, also eine Bewertung durchführt
- es ein Nachdenken anstößt
- Unterschiede deutlich werden.
Vorsicht beim Verwenden dieser Art von Fragen. Sie kann schnell suggestiv wirken.